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Dichtung und Wahrheit: Nicht alles was über Syrien berichtet wird hält einer Prüfung stand.

Eindrücke von einer Reise nach Syrien im April, vor den Angriffen der FSA. Postkartenbilder in den großen Städten, statt Tumult und Aufruhr .

Stationen eines Aufstands: Vom ländlichen Aufstand in Daraa zum Angriff der NATO-Söldner.



Medien


Video: Syrien - Nein zu Sanktionen, Intervention und Krieg
Wir haben hier ein kleines Video , das die Situation aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet, eine Diskussion, die auf jeden Fall ausgeweitet werden sollte. Und einige Bilder von vergangenen Aktionen

Bild von Demo: Syrische Fahne Video:Hände weg von Syrien: Demonstration in Frankfurt, 01.09.2012

Syrien im April: Ein ganz normaler Alltag
Ein Video von unserem letzten Aufenthalt in Syrien - im April 2012. Es gibt nicht nur Blutvergiessen in Syrien, sondern einen normalen Alltag.

Besuch in Syrien: Oktober 2011 Eine Schweizerin besucht Freunde in Syrien. Sie war dort für 3 Wochen im Oktober 2011 reiste durch das Land und berichtet über ihre Erfahrungen.



Archiv


Ältere Texte aus dem Jahr 2011




Ausweg oder Sackgasse, 20.12.2013

Frage: Glaubt Präsident Obama immer noch, dass Bashar Assad gehen muss und Syrien nicht weiter regieren kann?
Antwort des Pressesprechers: …Das ist das Ziel der Verhandlungen, die für den Januar in Genf anberaumt sind.
Der syrische Informationsminister im syrischen Fernsehen: "Die geplante Konferenz ist Teil eines politischen Prozesses und keine Machtübergabe. Assad wird Präsident dieses Landes bleiben."

Wie am ersten Tag

Der Heilige Georg in Maalula Der Russische Außenminister Lawrov betonte, das Ziel der Konferenz Genf 2 sei, die Kräfte der Vernunft im Kampf gegen den Terrorismus im Nahen Osten zu vereinigen.(unter anderem hier)

Demgegenüber berichten manche unserer Websites unverdrossen und wie am ersten Tag über die friedlichen Demonstrationen, die seit Jahr und Tag in Syrien ein Ende des "Assad-Regimes" verlangen.

Vorreiter spielt nach wie vor Adopt a Revolution, wo es heißt: "Auch wenn Gewalt das mediale Bild von Syrien prägt: Organisiert in lokalen Komitees protestieren täglich tausende Menschen unbewaffnet für Menschenrechte und ein Ende des Assad-Regimes." Das möchte man tatsächlich einmal sehen. Oder sind damit vielleicht die Proteste gegen die Aufständischen gemeint, die seit Mitte Juni regelmäßig in Ar-Raqqa, einer Stadt am Euphrat, stattfinden sollen?

Doch es ist nicht nur Adopt a Revolution. LinksRhein z.B. bewarb am 11. November eine Veranstaltung in Konstanz mit einem Text, in dem es unter anderem hieß: "Währenddessen gehen die syrischen Sicherheitskräfte gemeinsam mit iranischen Revolutionsgardisten und libanesischen Hizbollahkämpfern weiterhin brutal gegen die Opposition vor ...Nicht weniger zimperlich verteidigen sich die Aufständischen."

Die Aufständischen verteidigen sich also – so wie in dem Überfall auf Ar-Raqqa – heute die größte Stadt unter Kontrolle von Al-Qaida, wie Wikipedia schreibt.

Jungle World weiß noch mehr: Die Al Qaida nahestehende Jihadistentruppe ISIS sei in Wirklichkeit im Bunde mit Assad!

So heißt es über die Situation im genannten Al-Raqqa: "Da ISIS selten nur gegen syrische Einheiten kämpft, viele ihrer Anführer zuvor im Irak gekämpft haben und dabei unterstützt wurden vom syrischen Geheimdienst … (heißt das,) dass irgendwie doch immer noch enge Beziehungen zwischen der ISIS und dem Regime bestehen, da die Jihadisten nicht so sehr Assad, wohl aber der restlichen Opposition immens schaden."

Assad also im Bunde mit den Terroristen von ISIS? Schade nur, dass syrische Oppositionelle auf einer Veranstaltung (im Rahmen von "Frauen in der syrischen Revolution", 15.04. in Frankfurt) - ausgerechnet von Adopt a Revolution - etwas ganz anderes gesagt hatten. Sie sprachen davon, dass der Überfall der Islamisten im März 2013 Al-Raqqa endlich von Assad befreit habe. Natürlich gäbe es Reibereien zwischen den Befreiern und der Bevölkerung, aber das seien Kleinigkeiten.

Sind die Jihadisten von ISIS nun also Befreier oder Unterdrücker "im Bunde mit Assad"? Im Grunde ist das gleichgütig, denn es läuft immer auf das selbe Mantra hinaus: Assad ist schuld…Und so ist es nur folgerichtig wenn die Frankfurter Rundschau titelt:

"Syrien Polio-Ausbreitung 'Das Regime ist verantwortlich'" Denn, so heißt es im Artikel: "… das Regime hat eine Impfaktion angekündigt, aber das wird natürlich nur in den staatlich kontrollierten Gegenden stattfinden."
http://www.fr-online.de/syrien/syrien-polio-ausbreitung--das-regime-ist-verantwortlich-,24136514,24886564.html

Und ausgerechnet Medico International verbreitet eine ähnlich einfältige Sicht z.B. in einem Video auf dem Medico Hausblog . Es zeigt eine Handvoll syrischer Aktivisten in einer dadaistischen Aktion ("Die syrische Revolution in drei Minuten"), die ganz undadaistisch endet:

Haltet ihn auf
Wer seiner Sinne mächtig ist, weiß, dass der Krieg in und gegen Syrien von vielen Seiten geführt wird. Eine Parole wie "Assad tötete 150.000. Haltet ihn auf" ist kein Spaß. Sie dient dazu, den Krieg gegen Syrien zu verlängern.

Schwerbewaffnete Opposition

Es ist keine Opposition, die brutal unterdrückt wird, sondern es sind Schwerbewaffnete, die die Dörfer und Städte überfallen.
Maalula - ein kleines Städtchen in den Bergen nördlich von Damaskus. Früher war es bekannt für seine Christliche Tradition und durch einen Roman von Rafik Schami. Für Touristen war es ein "Muss". Im September wurde es von Terroristen überfallen und ausgeplündert, die Einwohner gehören zu der Million christlicher Syrer die fliehen mussten. Und viele von ihnen mussten schon vor Jahren wegen des US-Angriffs und seiner Folgen aus dem Irak nach Syrien fliehen.
Adra - auch ein kleines Städtchen nördlich von Damaskus: hier haben Terroristen vor kurzem ein brutales Massaker angerichtet. Der Bericht von RT wurde u.a. von einer katholischen Website aufgegriffen.
Chemiewaffen - Zu den Angriffen mit Chemiewaffen wird immer deutlicher, dass es von den Dschihadisten eingesetzt wurde. Zugleich wird offensichtlich, wie sehr die US-Regierung im Vorfeld der Angriffsdrohung die Rolle der sogenannten Opposition und ihre Möglichkeit, Chemiewaffen herzustellen, heruntergespielt hat. (Der Bericht von Seymour Hersh
Kindersoldaten - Die Washington Post berichtet von einem militärischen Trainingslager der Dschihadisten, ein Trainingslager für – Kindersoldaten. "Die größten reichen ihren Ausbildern gerade bis zur Brust…alle sind minderjährige Buben. Radikale Islamisten verstärken ihre Anstrengungen, Kinder in den Gebieten, die von ihnen besetzt sind, zu indoktrinieren."
Folter und Mord – über Folter und Mord in Gefängnissen der Dschihadisten von ISIS berichtet Amnesty International . Nachdem Amnesty lange Zeit in den Chor derer eingestimmt hatte, die die Verantwortung für jedes Verbrechen in Syrien der Regierung gegeben hatten ist das eine wichtige Kursänderung. Allerdings hätten sie das auch schon im Sommer 2011 aus Homs berichten können.

Tausendmal passiert…

"Als der Angriff begann, stürmte eine Gruppe von Bewaffneten umgehend in das Gebäude und richtete ein Blutbad an. Augenzeugen zufolge gingen die Täter von Zimmer zu Zimmer und erschossen Patienten, Ärzte und Pflegekräfte."

Nein, das war nicht Syrien, sondern Jemen. Und weil es Jemen war, gab selbst der Spiegel die Schuld nicht dem "Regime", sondern Terroristen. "Terroristen in Jemen zogen mordend von Tür zu Tür".

Das gleiche geschieht hundertfach, tausendfach in Syrien. Über Syrien aber heißt es: "In Syrien droht die Zerstörung des Gemeinwesens durch eine Gewaltherrschaft, die ihren Sturz auf unabsehbare Zeit hinauszögern will, und durch eine militärische Gegengewalt, deren Sieg nicht absehbar ist." So in einem Aufruf, der u.a. von Katja Kipping und Jan van Aken von der Partei Die Linke unterschrieben wurde.

Nein, es geht nicht um den Sturz einer Gewaltherrschaft, sondern um regionale und globale Machtinteressen. Und jeder, der sich ernsthaft mit der Situation in Syrien auseinandersetzt weiß, dass ein gr0ßer Teil der syrischen Gesellschaft genau die bestehende Regierung unterstützt. Gäbe es diese Unterstützung nicht, wäre die Regierung von den bewaffneten Angreifern, die ja von NATO und Golfstaaten militärisch, finanziell und politisch unterstützt werden, schon längst davon gejagt.

Genug der Krokodilstränen

Der russische Botschafter bei der UN, Vitaly Churkin sprach in einem Interview mit CNN über Genf 2 und die Frage, ob Assad gehen müsse oder nicht und sagte u.a: "Das müssen die Syrer entscheiden. Ein großer Teil der syrischen Bevölkerung unterstützt Assad, das muss berücksichtigt werden... Und wenn die Bevölkerung ein belagertes Gebiet verlassen muss, flieht sie in Gebiete, die von der syrischen Regierung kontrolliert werden. Das macht deutlich, von wem die Bevölkerung humanitäre Unterstützung erwartet." (Diese und ähnliche Teile des Interviews wurden von CNN zunächst nicht ausgestrahlt. Sie wurden erst nach Protesten von anderen Medien veröffentlicht)

Die humanitäre Katastrophe in Syrien fiel nicht vom Himmel. Fast 3 Jahre lang hat die NATO ein Embargo über Syrien verhängt und versucht die wirtschaftlichen Strukturen zu zerstören, hat versucht, eine Kontaktsperre gegen die syrische Regierung durchzusetzen. Jahrelang hat sie den bewaffneten Kampf gegen die syrische Regierung ermutigt, ausgerüstet, bezahlt, bewaffnet und propagandistisch gefördert.

Genug der Krokodilstränen von Politikern, die Sanktionen verhängen um einen Staat zu zerstören und dann Mitgefühl heucheln wenn sie Erfolge erzielen. Genug der Analysen, die geziert die Gewalt aufrechnen um nach langer Überlegung zu dem Schluss zu kommen: Assad ist schuld.

Staatliche Strukturen statt Chaos

In Syrien droht die Zerstörung des Gemeinwesens gerade nicht durch eine 'Gewaltherrschaft, die ihren Sturz auf unabsehbare Zeit hinauszögern will', sondern durch die Bewaffneten, die im Auftrag des Westens und der Golfstaaten (die westlich-wahabitische Wertegemeinschaft, wie das jemand genannt hat) nicht nur den Staat, sondern das Land zerstören sollen. Die syrische Regierung versucht, staatliche Strukturen aufrecht zu erhalten.

Lange tat die syrische Bürokratie sich schwer mit Hilfslieferungen. Selbst die Initiative von Syrern in Deutschland, die vor ungefähr einem Jahr einen kleinen Hilfstransport nach Syrien organisierte, musste lange warten, bis alle Genehmigungen der Zoll- und sonstigen involvierten Behörden beisammen waren. Seitdem hat sich viel getan.

Nicht zuletzt auf den Einfluss Russlands ist zurückzuführen, dass heute Hilfslieferungen aus Jordanien, Libanon und Irak möglich sind. Zur Aufnahme der Hilfslieferungen werden neben den bereits bestehenden Terminals in As-Suwayda, Damaskus, Homs und Tartus weitere in Aleppo, Deraa und Kamyshly eingerichtet. Die bürokratischen Zoll- und Einfuhrprozesse und Dokumente wurden vereinfacht. (Pressekonferenz des stellvertretenden russischen Außenministers Gennadiy Gatilov)

Russland unterstützt die Arbeit von UNICEF und WHO in Syrien mit Millionenbeträgen. Das Entwicklungsprogramm der UN organisiert gemeinsam mit der syrischen Regierung öffentliche Aufträge, um Arbeitsplätze zu schaffen.

Und die Impfkampagne gegen Kinderlähmung wurde von der syrischen Regierung durchgeführt – gemeinsam mit UNICEF und WHO.

Es gibt in Syrien Bürokratie und unkontrollierte Geheimdienste (wo gibt es die nicht…) Und mit Sicherheit gibt es heute mehr Ansätze für den Aufbau einer zivilen Gesellschaft in den Gebieten unter Kontrolle der Regierung, als in den Gebieten, die von den Dschihadisten überfallen und ausgeplündert werden

Genf 2 – Spiegel der Realität

Die Konferenz "Genf 2" soll nun endlich ein Ende des Blutvergießens bringen.

Auf der Liste der Teilnehmer an der Konferenz stehen vor allem Vertreter von regionalen und globalen Mächten und daneben Vertreter der aus Exilpolitikern zusammengesetzten Syrischen Nationalkoalition, denen die NATO gerne die Macht übertragen möchte.

Wer syrische Opposition sucht, wird enttäuscht werden – sie wurde nicht eingeladen. Kurdische Gruppen verlangen eine eigene Repräsentanz, was bisher verweigert wird; genauso, wie die Teilnahme anderer oppositioneller Gruppen. Karin Leukefeld berichtete, dass z.B. Louay Hussein als Einzelperson an der Konferenz teilnehmen könnte - aber nicht im Namen der Oppositionsgruppe "Den Staat aufbauen", für die er steht.

Mit den Regierungsvertretern aus der Region und der Großmächte und der Opposition der Exilpolitiker bietet die Konferenz ein sehr realistisches Bild der Geschehnisse in Syrien, das viele nach wie vor nicht wahrhaben wolle: Es ist ein Krieg um regionale und globale Interessen, nicht mehr.

Die ich rief, die Geister, / Werd’ ich nun nicht los.

Wenn die Konferenz in Genf mehr sein sollte als nur ein weiterer Aufschub, während dem die Bewaffneten versuchen können, Syrien zu zerstören, müsste sich einiges ändern.

- Die Exilpolitiker von Obamas Gnaden werden nicht die Macht übernehmen. Ein politischer Prozess kann nur eingeleitet werden, wenn die syrischen oppositionellen Gruppen und die Regierung miteinander verhandeln. Syrische oppositionelle Gruppen müssen als gleichberechtigte Teilnehmer an der Konferenz teilnehmen. Dass sie zumindest bisher nicht eingeladen sind ist allerdings auch die Quittung dafür, dass sie nicht in Gespräche oder Verhandlungen mit der syrischen Regierung eingetreten sind – und dafür müssten sie nicht eigens nach Genf reisen.

- Die Sanktionen müssen aufgehoben werden. Die Sanktionen waren vom ersten Tag ein Mittel des Krieges gegen Syrien und nur ein Ende der Sanktionen kann die humanitäre Situation in Syrien erleichtern.

- Finanzielle und materielle Hilfe darf nicht nur an die Flüchtlinge außerhalb Syriens erfolgen, sondern auch an die im Land Vertriebenen. (Bisher ist die Unterstützung für die Flüchtlinge im Ausland um ein vielfaches höher als für die in Syrien).

- Hilfslieferungen für Syrien statt Waffen an die Rebellen. Ob per Flugzeug, Schiff oder Straße – wer über die humanitäre Katastrophe klagt, sollte Hilfslieferungen über die regulären staatlichen Kanäle und den syrischen roten Halbmond verlangen oder durchführen.

Im Mittelpunkt der Konferenz muss das Ende der Unterstützung für die Terroristen stehen.

Seit fast drei Jahren haben NATO und Golfstaaten die Bewaffneten ausgebildet und aufgerüstet. Heute haben manche der Beteiligten den Eindruck, dass dieses Projekt aus dem Ruder läuft. Im Westen gibt es die zynische Angst vor einer Rückkehr der Dschihadisten. Man hat sie gefördert und gefordert und für den Kampf gegen die syrische Regierung sind sie gut genug. Aber wehe sie würden versuchen womöglich nach Europa zurückzukehren, gut ausgebildet und durch die eigene Propaganda radikalisiert.

Vielleicht ist diese Befürchtung der Grund, warum manche westliche Politiker ihre Meinung zum "Sturz von Assad" überdenken:

Der Russische Außenminister Lawrow sagte gegenüber der RIA Nachrichtenagentur, westliche Diplomaten würden sich zunehmend mit der Idee anfreunden, lieber den syrischen Präsidenten an der Macht zu sehen, als islamische Kämpfer.

Doch die bisherige beharrliche Weigerung der USA und anderer Staaten, Iran zu der Konferenz einzuladen spricht für sich - und nicht für einen Erfolg der Konferenz.