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Russland greift Zivilisten an, 28.02.2016

Seit Beginn des Krieges gegen Syrien hieß es immer wieder: Die syrische Armee und Luftwaffe greifen gezielt Zivilisten an. Dieses Mantra von den "Bomben auf Zivilisten" wurde und wird bis heute ständig wiederholt. Seit die russische Luftwaffe in den Krieg eingreift, werden die gleichen Vorwürfe nun gegenüber Russland erhoben. Dabei gehen unsere Qualitätsmedien immer nach dem gleichen Strickmuster vor, wie es in einem Fall der Merkur exemplarisch vorführt. Dort heißt es:

Merkur
Bei russischen Luftangriffen in Syrien sind nach Informationen von Aktivisten seit Ende September mehr als 1300 Menschen ums Leben gekommen - darunter mehr als 400 Zivilisten. Akribisch werden bei den getöteten Zivilisten 97 Kinder und fast 70 Frauen aufgelistet. Bei den getöteten Kämpfern werden 380 Anhänger des Islamischen Staats angeführt. Als Quelle wird die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte genannt und ihre Aussagen werden ohne Vorbehalt übernommen – schließlich steht der Begriff "syrische Opposition" bei unseren Medien für die hehre Wahrheit. Auch die russische Sicht wird in dem Artikel genannt: Nach Angaben des Kremls will die Luftwaffe damit Terrorgruppen wie den IS bekämpfen. Aber Russland – lügt bekanntlich. Und so heißt es weiter: Ein Großteil der Bombardierungen richten sich jedoch gegen andere Regimegegner, die mit dem IS verfeindet sind.

Das ist nun allerdings eine doppelte Lüge. Die UN-Resolutionen zu Syrien verlangen, dass der Kampf gegen IS und al-Nusra und ihre Verbündeten geführt wird. Es mag also durchaus sein, dass die russischen Bombardements "anderen" Regimegegnern gelten und nicht nur dem IS. Und dass solche Gruppen mit dem IS um die Vorherrschaft der eigenen Organisation kämpfen (bei gleicher Ideologie) ist bekannt. Fraglose Übernahme der Angaben einer Seite – und genauso fraglose Ablehnung der Angaben der anderen Seite. Und man fragt sich, wieso es immer noch funktioniert...

Spiegel
Das gleiche beim Spiegel, wo es heißt: "Russland fliegt seit Ende September Luftangriffe in Syrien. Offiziell richten sich die Attacken gegen terroristische Gruppen, vor allem gegen den 'Islamischen Staat' (IS). Immer wieder wurden jedoch Gegenden bombardiert, in denen sich die Terrormiliz gar nicht aufhält." Wenn Gebiete bombardiert werden, in denen sich nach Ansicht des Spiegel IS gar nicht aufhält, kann das sehr wohl sein. Vielleicht gibt es dort Truppen von al-Nusra, Jaysh al-Islam, Ahrar al-Sham oder irgendeiner der anderen terroristischen Gruppen...

Greenpeace
Greenpeace immerhin schreibt von "schweren Gefechten zwischen Anhängern des syrischen Regimes und islamistischen Rebellen sowie Kämpfern der radikalen Nusra-Front ... Dabei handelt es sich um den syrischen Ableger des Terrornetzwerks Al-Kaida." Zugleich aber heißt es: " Bei einem russischen Luftangriff im Zentrum Syriens sind nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten mindestens 16 Zivilisten ums Leben gekommen." Früher hätte man die Angaben von unbekannten und ungenannten Quellen ein Gerücht genannt – heute gilt es als ernsthafter Journalismus.

Amnesty
In dem großen Konflikt des Krieges gegen Syrien mit all seinem Leid für die syrische Bevölkerung gibt es die vielen kleinen medialen Enttäuschungen die meist die Worte enthalten: Die Informationen lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen.
Und dann gibt es Amnesty International.

Wo andere Berichte sich auf nicht identifizierte und nicht identifizierbare Quellen beziehen, sich von den eigenen Angaben unmittelbar wieder distanzieren (Die Informationen lassen sich von unabhängiger Seite nicht überprüfen... ) heißt es bei Amnesty International einfach: "Im Oktober 2015 feuerte Russland Marschflugkörper auf Ziele in Syrien ab. Bei den russischen Luftschlägen sollen Hunderte Zivilpersonen ums Leben gekommen sein."

Noch nicht einmal die Quelle der Gerüchte wird genannt - nicht verwunderlich wenn man bedenkt, dass führende Personen des US-Außenministeriums und von Amnesty – austauschbar sind. Margaret Huang, Interim Executive Director von Amnesty war Mitarbeiterin des außenpolitischen Komitees des US Senates. Suzanne Nossel hatte ein hohes Amt im US Außenministerium inne, bevor sie zu Amnesty wechselte (sie musste später aufgrund von Protesten ihren Posten aufgeben).

Und so liegt Amnesty an dieser Stelle ganz auf der Linie der US-Regierung, die erklärt: Neun von zehn russischen Luftangriffen in Syrien haben nach Einschätzung der US-Regierung bislang moderate Rebellen oder Zivilisten getroffen.

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Niemand kann ausschließen, dass bei russischen Luftangriffen Zivilisten ums Leben kommen. Dies geschieht bei deutschen Angriffe (Kunduz), bei US-amerikanischen, bei syrischen und mit Sicherheit auch bei russischen. Diese Vorgänge sollten tatsächlich untersucht und transparent gemacht werden, um sie weitgehend auszuschießen. Die Behauptung aber, Russland oder Syrien würde gezielt Zivilisten und "gemäßigte" Rebellen angreifen, ist selbst Teil der Kriegsführung gegen Syrien.



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